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Beirut – «No No No»

Nach vier Jahren musikalischer Pause erscheint das vierte Studioalbum. Ungewohnt reduziert und doch überzeugend. Von Dragan Markovic

Vier Jahre war es ruhig um Zach Condons Ein-Mann-Projekt Beirut. Zumindest im musikalischen Bereich. Privat ging es turbulent zu und her. Der Amerikaner musste eine Scheidung und ein Burnout verkraften. Die persönlichen Schicksalsschläge hört man der neuen Platte aber nicht an. Beirut gelingt auch auf dem vierten Album der Spagat zwischen Lebensfreude und Melancholie, zwischen Euphorie und Sehnsucht.

Zach Condon, der Kopf hinter Beirut, erlebte in den letzten Jahre eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Musikalisch ritt er mit seinem Projekt Beirut auf einer Welle des Erfolgs. Wohlwollende Kritiken, ausverkaufte Shows und Fans auf dem gesamten Globus – eigentlich ein Grund zur Freude. Doch privat lief es für den Amerikaner weitaus weniger gut. Eine Scheidung, Stress und Erschöpfung führten bei Condon zu einem Burnout, der Abbruch der Tour in Australien war die Folge davon. Der sonst so kreative Künstler fühlte sich leer und ideenlos, wie er in einem Interview zugab. Doch auf die Sinnkrise folgt wenig später neues, privates Glück. Die Ruhe nach den kräftezehrenden Touren ermöglicht es ihm, neues Material zu schreiben, welches sich nun in seinem vierten Studioalbum «No No No» niederschlägt.

Was bei der neuen Platte sofort auffällt, ist die Hinwendung zu einem reduzierten Songwriting. Waren Beiruts Songs früher von Opulenz geprägt, beschränkt sich Condon auf der neuen Platte auf Gitarre, Bass und Schlagzeug. Hinzu kommen Klavier und Keyboard, die auf «No No No» dominieren. Nur ab und an lässt Condon sehr dezent Streichinstrumente einfliessen. Das Album beginnt mit zwei Stücken, die Lebensfreude aufkommen lassen. Der dritte Song «At Once», ein langsames, melancholisches Lied, bremst danach die aufkeimende Euphorie. «August Holland» und «As Needed» nehmen zwar wieder mehr Fahrt auf, behalten aber die melancholische Grundstimmung bei. «As Needed» klingt dann auch ein bisschen so, als ob er aus der Feder von Eels Mr. E zu besten «Blinking Lights»-Zeiten stammen würde. Mit «Perth», «Pancheco» und «Fener» droht das Album ein wenig in die Belanglosigkeit abzurutschen. Doch die Ballade «So Allowed» liefert den perfekten Schlusspunkt des mit knapp 30 Minuten etwas kurz geratenen Albums und sorgt für ein stimmiges Gesamtbild.

Trotz eines Durchhängers, vermag Beiruts viertes Studioalbum zu überzeugen. Condon gelingt einmal mehr der Spagat zwischen Melancholie und Lebensfreude. Man hört den Liedern die Traurigkeit an, ohne dass dabei ein schlechtes Gefühl hängen bleibt. Im Gegenteil. Man fühlt sich nach dem Hören von «No No No» irgendwie gut. Was will man mehr…

Do 17.09. 2015