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Im Gespräch mit Mac DeMarco

Jizz-Jazz an der Bad Bonn Kilbi 15

Der kanadische Musiker über seine Erfahrungen in der Schweiz, sein neues Mini-Album und seine Lieblingszigaretten. Von Kevin Mc Loughlin

 

Hey Mac, danke nimmst du dir Zeit für uns. Willst du ein Bier?

Kein Ding. Mann. Habt ihr auch was anderes? Ich versuche gerade glutenfrei zu leben – ich weiss, ziemlich fucked up. Vielleicht Wein oder Tequila? Das hat keine Gluten, oder? Ah, aber ich hab ja im Backstage schon was.

Du könntest doppeln.

Nein nein, ist schon gut. Sonst bin ich nachher nur wieder am Arsch.

Du hast gerade erst in der Schweiz gespielt. Letzten Herbst habt ihr euren Tourabschluss in der Roten Fabrik gefeiert. Hast du irgendwelche speziellen Erinnerungen an den Abend in Zürich?

Diese Show war spassig. Wir hatten zuvor erst einmal in der Schweiz gespielt – in St. Gallen – und damals war kein Publikum dort. Das war auf unserer ersten Tour. Es war in dieser riesigen Halle und wir spielten vor vier Leuten. Aber Zürich war echt lustig. Während unserer letzten Tour gewöhnten wir uns mehr und mehr an ein verrücktes, junges Publikum. Und in Zürich war dann das Publikum wieder älter. So wie früher. Und sie fühlten unsere Show, aber nicht so (kreischt) wie wir das sonst auf der Tour gewohnt waren. Das war erfrischend und eine super Art, die Tour zu beenden. Nach dem Konzert hängten wir noch mit ein paar Leuten ab. Aber nicht so lange, weil wir am nächsten Tag früh unseren Flug zurück nach Kanada hatten.

Bei dem Konzert machte Juan Wauters Support und es machte den Anschein, als würdet Ihr euch echt gut vertragen. Geht eure Bekanntschaft weiter zurück?

Juan war unser Support als wir mit „Salad Days“ in den Staaten auf Tour gingen. Er und eine Band namens Amen Dunes. Ich hatte schon von Juan gehört, traf ihn aber erst vor einem bis eineinhalb Jahren. Seitdem touren wir zusammen. Und ich spiele jetzt viele Konzerte mit ihm und seiner Crew. Zudem wohne ich mit dem Typen zusammen, der Juans Artwork macht und in seiner Band Gitarre spielt.

Lustig, dass du Amen Dunes auch noch erwähnst. Die haben nämlich, wie Juan Wauters auch, schon hier im Bad Bonn gespielt – allerdings jeweils ein Clubkonzert und nicht an der Kilbi.

Oh, cool. Ich dachte mir schon, dass das hier ein guter Ort ist.

Du bist jetzt gerade auf Festivaltour. Nutzt du das auch gleich um dein bald erscheinendes Mini-Album „Another One“ zu supporten?

Nein, noch nicht. Wir kamen noch nicht dazu, die Songs in der Band einzustudieren. Bei den Aufnahmen mach ich jeweils alles selber und dann gehe ich mit den Jungs aus der Band die einzelnen Parts durch für unsere Liveshows. Im Juli oder August sollten wir dann mit den neuen Songs bereit sein. Ich selbst spiele sie ab und zu schon. Einfach für mich selbst.

Zu der Mini-LP gab es ein kurzes „Making Of“-Video, in welchem du ein Bild mit zwei Affen anschaust und singst: „Fucking Monkeys! Two Monkeys in Love!“ – wird diese Songzeile auf „Another One“ zu hören sein?

(lacht) Nein, das wird nicht auf dem Album sein.

Im Internet kursieren zu deinem neuen Album Gerüchte, dass es sehr stark synthielastig sein dürfte, weil bei Aufnahmen aus deinem Heimstudio alles mit alten Keyboards verstellt ist.

Es wird schon einige Synths haben. Aber die Leute erwarten, ein Album, das mit Liedern wie „Camber of Reflection“ oder „Passing Out Pieces“ gefüllt ist. Aber ich war nicht darauf aus, die Gitarre wegzulegen und nur noch Synthmusik zu machen. Es hat schon bedeutend mehr Keyboards und Orgeln, ist aber nicht ein Mac-DeMarco-Tame-Impala-Album.

„Salad Days“, dein letztes Album, katapultierte deinen Bekanntheitsgrad regelrecht in andere Sphären. Wie war das für dich?

Hmm… gut, denke ich. Mir waren verschiedene Sachen vor „Salad Days“ viel bewusster. Als ich noch alles selbst gemacht habe. Als „Salad Days“ rauskam, war das dann schon ziemlich verrückt. Aber so unheimlich verrückt war das eigentlich doch wieder nicht. Ich meine, die Entwicklung zwischen „Rock and Roll Night Club“ und „2“ (beide 2012) war ähnlich: Mit „Rock and Roll Night Club“ bespielten wir winzige Venues, mit „2“ wurden diese dann grösser. Die Entwicklung bei „Salad Days“ war schon noch ein grösserer Schritt, aber die hat mich weniger geschockt. Irgendwie fühlt sich alles ein wenig verschwommen an, seitdem. Aber damit bin ich cool.

Im Video zu „Passing Out Pieces“ bringst du reihenweise Leute um. Wie häufig fantasierst du davon, Menschen zu töten?

Hmm, ich glaube davon habe ich noch nie im Ernst Fantasien gehabt. Ich könnte das auch niemals machen. Ich lebe jetzt in New York am Wasser und hab mir letzthin überlegt eine Angelrute zuzulegen. Aber dann müsste ich, wenn ich einen Fisch fangen würde, diesen umbringen. Alleine schon das Herausziehen des Hakens, Mann. Das könnte ich nicht. Echt.

Du lebst zwar in New York, bist aber aus Kanada

Ich bin aus einer Stadt namens Edmonton, lebte in Vancouver, dann Montreal und bin vor einiger Zeit nach New York gezogen.

Wo ortest du die grössten Unterschiede in den Musikszenen der USA und Kanada?

Kanada ist ein riesiges Land, aber es hat nur eine Handvoll wirklich talentierter Musiker – die Musikszene ist allerdings wirklich gut. Weil es nicht so viele Leute gibt in dieser Szene kennen sich alle untereinander. Es geht sehr familiär und freundlich zu. Es ist schon ziemlich anders als in den USA. Alleine in Brooklyn gibt es hunderte richtig guter Bands. Es ist ziemlich unbarmherzig, die Musikindustrie ist vorherrschender als in Kanada. In Kanada kommen ein paar Leute zusammen und sagen: „Hey, lasst uns ein Konzert da in dieser Halle machen“ – „OK, cool!“ und: „Hey, wir haben 50 Dollar verdient. Nicht schlecht, Mann“. In den USA kommt dagegen ein dubioser Typ auf dich zu und raunt: „Hey Kid, ich bring dich auf Pitchfork gross raus“. Aber ich weiss auch nicht, was besser ist. Es ist einfach anders.

Auf „2“ hattest du eine Ode an deine Lieblingszigaretten: „Ode to Viceroy“. Rauchst du immer noch dieselbe Marke? Und was machst du, wenn du unterwegs bis? Bei uns gibt es diese Marke nicht.

Wenn ich in Kanada bin, rauche ich natürlich nur Viceroy. Ausserhalb rauch ich die roten Marlboro. Einfach, weil es die ganz bestimmt überall gibt. Macht mein Leben bedeutend einfacher.

Bevorzugst du die Arbeit bei dir zu Hause, wenn du neue Musik aufnimmst, oder Livekonzerte?

Das kann ich fast nicht beantworten, weil die zwei Dinge so unterschiedlich sind. Wenn ich für ein Publikum spiele, bin ich der Entertainer und das macht mir unheimlich viel Spass. Ich liebe es, Menschen kennenzulernen, ich performe und reise gerne. Aber bei Aufnahmen bin ich ein paar Monate alleine,  kann für mich selbst ein wenig Gitarre spielen, Sachen ausprobieren, muss auf nichts und niemanden hören. Ich schreibe Songs und bin der Mister-Zen-Buddhist-Typ. Die einzige wirkliche Überschneidung zwischen diesen beiden Leben sind wohl die Songs. Ich mag echt beide sehr aus unterschiedlichen Gründen.

Hast du einen Lieblingssong aller Zeiten?

Das ändert häufig. Gerade habe ich zwei Favoriten: „Faron Young“ von Prefab Sprout und „Don’t Ask Me Why” von Billy Joel. Was für ein grossartiger Song!

 

 

Do 11.06. 2015